Warum Disziplin überbewertet wird

„Ich schaffe es nicht, abzunehmen, weil ich nicht genug Disziplin habe.“ Hast du diesen Satz auch schon mal gehört? Vielleicht sogar von dir selbst? Das wäre kein Wunder, denn die Aussage hinter dem Satz ist eine der weitverbreitetsten Irrglauben, wenn es um das Thema Abnehmen geht.

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns einmal genau mit der Disziplin, warum sie so glorifiziert wird und warum du nicht nur auf Disziplin setzen solltest, wenn du dein Verhalten wirklich langfristig ändern möchtest.

Die Illusion der Disziplin

Disziplin ist die Fähigkeit, sich selbst und die eigene Bequemlichkeit zu überwinden. Die Fähigkeit, es trotz Unlust, Angst oder Frust zu tun.

Wenn man nur genug Disziplin hat, kann man alles schaffen.

Erfolgreiche Menschen sind sehr diszipliniert.

Disziplin hat man oder eben nicht

Das alles sind Glaubensätze, an die viele Menschen glauben. Und das nicht von ungefähr, denn reiche, schöne, erfolgreiche Menschen und das was sie täglich tun, wirken für jemanden, der in seinem Leben etwas ganz anders tut, unfassbar diszipliniert.

Und das hat vor allem zwei Gründe:

1. Die Illusion der Disziplin erfolgt aus einer Verzerrung der Perspektive.

Ein Mensch, der erfolgreich in einem Bereich ist, hat schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte an seinem Erfolg gearbeitet. Er oder sie hat Routinen über einen langen Zeitraum aufgebaut, sich Wissen angeeignet und sich permanent weiterentwickelt.

Es ist ein bisschen so, wie wenn ein Erstklässler einen Mathematik-Studenten betrachtet. Für den Erstklässler erscheinen die Fähigkeiten des Studenten fast übernatürlich. Das alles übersteigt seinen Horizont. Und das erklärt sich natürlich dadurch, dass das Niveau der beiden aufgrund des Altersunterschiedes so stark ausgeprägt ist.

2. Die meisten Menschen, die in etwas überdurchschnittlich gut sind, tun das, was sie ohnehin schon gut können oder was ihnen Spaß macht. Sie folgen ihrer Leidenschaft und werden mit der Zeit einfach immer besser.

Ihre Individualität und Werte sind starke Richtungsgeber für den Erfolg. Das bedeutet nicht, dass sie es immer leicht haben oder nie kämpfen müssen – im Gegenteil. Doch erfolgreiche Menschen gestalten ihren Weg zum Ziel selbst und schauen ihn nicht bei anderen ab. Indem sie sich ihren eigenen Weg erarbeiten, ist es für sie fast unmöglich, davon abzuweichen, weil sie selbst der Weg sind.

Warum niemand langfristig nur mit Disziplin abnimmt

Uns allen ist klar: Es ist schwierig, regelmäßig und konsequent das Richtige zu tun. Es ist schwierig, neue Projekte langfristig durchzuziehen.

Ganz ohne Disziplin ist das nicht möglich.

Es gibt einfach Momente, in denen wir auf unsere Willenskraft zurückgreifen und es einfach tun müssen, obwohl uns grade nicht danach ist.

Aber die Betonung liegt hier auf „Momente“.

Disziplin funktioniert wie ein Akku.

Wenn du Disziplin für eine Sache aufwendest, verbrauchst du etwas von ihr.

Du nutzt deine Disziplin, wenn du dich zu etwas überwindest, wenn du dich zusammenreißt oder wenn du unerwünschte Impulse unterdrückst.

Genauer gesagt verbraucht jede Art mentaler Anstrengung Disziplin.

Deswegen nimmt dein Disziplin-Akku im Laufe des Tages auch immer weiter ab. Je nach Gebrauch kommt irgendwann der Punkt, an dem deine Willenskraft aufgebraucht ist. Ab diesem Moment folgst du deinen Gewohnheiten und tust das Einfachste (=Energiesparendste).

Zum Glück lädt sich unser Disziplin-Akku durch eine gute Nacht mit erholsamem Schlaf wieder auf.

Was kannst du tun?

Der erste Schritt dazu ist, dass du aufhörst, den Fehler bei dir zu suchen. Dir fehlt nicht die Disziplin, um dein Ziel zu erreichen.

Du kannst allerdings die Speicherkapazität deines Disziplin-Akkus ausbauen. Das kann dir helfen, in schwierigen Phasen durchzuhalten.

  • Übung: Wenn du deine Disziplin einsetzt, und dich regelmäßig selbst überwindest.
  • Pausen und Entspannung: Wenn du regelmäßig die Seele kurz baumeln lässt und mal nichts tust.
  • Meditation: Regelmäßige meditative Übungen oder Autogenes Training erhöhen die Kapazität deines Disziplin-Akkus.
  • Selbstbestimmung: Wenn du etwas freiwillig machst, weil es dir wichtig ist oder weil du es für eine gute Sache tust.
  • Klare Notwendigkeit: Wenn du die Sache heute wirklich erledigen musst, wenn kein Weg daran vorbeiführt und du dich nicht mehr rausmogeln kannst.
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